Zum diesjährigen 80. Jahrestag der Verschleppung und Ermordung von Kindern durch das nationalsozialistische Regime im November 1942 nahm Staatssekretär Prof. Dr. Winfried Speitkamp vom 4. bis zum 7. November 2022 an einer Reise in die polnische Stadt Zamość teil.
Zamość sollte unter der deutschen Okkupation zur „Himmler-Stadt“ werden. Daher wurde die jüdische Bevölkerung in Vernichtungslager deportiert; Tausende jüdische Kinder wurden ermordet. Die christlichen polnischen Bewohner wurden umgesiedelt, und polnische Kinder, die äußerlich dem rassistischen Ideal der Nationalsozialisten entsprachen, wurden ihren Eltern weggenommen, um sie in „Lebensborn“-Heime zu bringen und in Deutschland zur Adoption freizugeben. 30.000 Kinder wurden derart aus der Region bis zum Kriegsende verschleppt.
Aus diesem Anlass legte die deutsche Delegation gemeinsam mit dem Stadtpräsidenten Adrzej Wnuk in einer stillen Zeremonie am Gedenkstein für die Opfer des Nationalsozialismus Blumengebinde nieder. Prof. Dr. Winfried Speitkamp hierzu: „In meinen Funktionen als Bildungsstaatssekretär sowie als Beauftragter für Kinderschutz ist mir das Gedenken an die Ermordung und Verschleppung von Tausenden Kindern ein immens wichtiges Anliegen. Diese wehrlosen und unschuldigen Kinder mussten unter der verbrecherischen Herrschaft der Nationalsozialisten leiden. Auch 80 Jahre nach diesen Verbrechen müssen wir daran erinnern und mahnen, damit sich solche Taten niemals wiederholen können.“
Unter der Leitung der Architektin und Pädagogin Julia Heinemann, die an der Bauhaus-Universität Weimar tätig ist, wurde der Gropius-Zimmer-Pavillon in Zamość als gemeinsames Projekt von vier Weimarer Studierenden (Hanna Ernst, Julian Pracht, Raphael Witte und Balint Kemney) mit örtlichen Handwerkern errichtet. Der Pavillon war zuvor bereits in Siena, Blois und Trier aufgebaut. In Zamość, der geometrisch angelegten Idealstadt der Renaissance, die zum Weltkulturerbe gehört, befindet sich der Pavillon auf dem Salzmarkt, in einer Achse zum Rathaus – die Tür des Gropius-Zimmer-Pavillons zeigt auf die Hintertür des Rathauses. Das definiert den Platz hinter dem Rathaus als erweitertes Direktorenzimmer. Der so entstandene Kunstraum verweist auf die Bedeutung von Demokratie und Verantwortung: Alle sind aufgerufen, Demokratie durch eigene Initiative immer wieder neu und anders für sich selbst und die Gesellschaft zu interpretieren.
Bereits während seiner Amtszeit als Präsident der Bauhaus-Universität Weimar hat sich Prof. Dr. Speitkamp für die Zusammenarbeit mit der seit zehn Jahren auch durch eine Städtepartnerschaft mit Weimar verbundenen Stadt Zamość eingesetzt und setzt dieses Engagement auch weiterhin fort. Der Stadtpräsident von Zamość Adrzej Wnuk begrüßte die Gäste herzlich und unterstrich die Bedeutung der Partnerschaft. Anschließend erläuterte Prof. Dr. Speitkamp in seiner Ansprache auch das Bildungsverständnis und die Grundsätze der Bildungspolitik in Thüringen als der Geburtsstätte des Bauhauses.