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Sprachbildung in Thüringen
Grundsätze sprachlicher Bildung
Kompetenzen in der deutschen Sprache sind eine Grundvoraussetzung für den Schulerfolg und die umfassende Teilhabe am beruflichen und gesellschaftlichen Leben. Damit ist sprachliche Bildung eine der Kernaufgaben aller Bildungseinrichtungen. Dies gilt sowohl für den Elementarbereich als auch für den Primarbereich und den Sekundarbereich der Schule.
Im Laufe ihres Lebens erwerben Kinder Kompetenzen in der Alltagssprache. Dieser Erwerb der Alltagssprache erwächst aus konkreten Alltagssituationen und dem familiären bzw. sozialen Umfeld. Alltagssprache ist daher stark mündlich geprägt. Um den Anforderungen in der Schule und im weiteren Leben gerecht zu werden, sind in zunehmendem Maße Kompetenzen in der Bildungssprache und in Fachsprache(n) erforderlich. Bildungs- und Fachsprache sind schriftsprachlich geprägt.

Expertise „Bildung durch Sprache und Schrift (BISS)“ (Bund-Länder-Initiative zur Sprachförderung, Sprachdiagnostik und Leseförderung)
Sprachbildung im Elementarbereich
Sprachlicher Bildung kommt im Elementarbereich eine große Bedeutung zu. Im Abschnitt 2.1 formuliert der Thüringer Bildungsplan bis 18 Jahre dazu Kernaussagen und gibt Anregungen für die Umsetzung.

Sprachbildung in der Schule
Im schulischen Kontext umfasst die durchgängige Sprachbildung alle Klassenstufen und Fächer.
Bildungssprachliche Kompetenzen müssen fachspezifisch und fächerübergreifend fortlaufend ausgebaut werden. Planungsgrundlage für diesen Prozess sollte ein schulisches Sprachbildungskonzept sein, das von allen Fächern, Lehrerinnen und Lehrern und weiteren pädagogischen Fachkräften getragen wird. Die Erkenntnis, dass fachliches Lernen und sprachliches Lernen ineinandergreifen und das eine nicht vom anderen zu trennen ist, bildet die Basis eines solchen Konzepts. Von Lehrerinnen und Lehrern erfordert dies einen Haltungswechsel. Sie sind gefordert, neben der fachlichen auch die sprachliche Entwicklung der Lernenden in den Blick zu nehmen und entsprechend zu befördern. Verbreitete Ansätze dafür sind der sprachsensible Fachunterricht und der fachsensible Sprachunterricht.
Sprachförderung für Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund
Eine diagnosegeleitete sprachliche Förderung ist entscheidend für eine erfolgreiche schulische Integration von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund und Förderbedarf in Deutsch als Zweitsprache (DaZ). Auch hier gilt zu beachten, dass nicht nur der Erwerb und Ausbau der Kompetenzen in der Alltagssprache, sondern auch die Entwicklung bildungs- und fachsprachlicher Kompetenzen in den Blick zu nehmen sind. Schulen mit guten Sprachbildungskonzepten setzen die sprachliche Förderung der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund in enger Kooperation zwischen den einzelnen Sachfächern und DaZ um.
Maßnahmen zur Sprachbildung in Thüringen
Bund-Länder-Initiativen „Bildung durch Sprache und Schrift“ (BiSS) und BiSS-Transfer
Von 2013 bis 2019 arbeiteten über 600 Schulen und Kitas aus allen Ländern der Bundesrepublik in der Bund-Länder-Initiative „Bildung durch Sprache und Schrift“ (BiSS). Ziel der Initiative war die Verbesserung der Sprachbildung und der Lese- und Schreibförderung. Mit wissenschaftlicher Unterstützung erprobten die Beteiligten Konzepte zur Sprachbildung und entwickelten sie weiter.
Thüringen beteiligte sich an BiSS mit zwei sogenannten Verbünden – Zusammenschlüssen von Schulen, die an einem gemeinsamen Themenschwerpunkt arbeiteten. Ein Verbund Thüringer Schulen mit Primarbereich arbeitete zum Schwerpunkt „Systematische Leseförderung“. Ein weiterer Verbund von Schulen des Sekundarbereichs arbeitete zum Thema „Sprachsensibler Fachunterricht“.
BiSS-Transfer zielt darauf ab, die Inhalte von BiSS in der Breite zu implementieren. Lese- und Schreibförderung und sprachsensibler Fachunterricht gehören zu den zentralen Themen.
In Thüringen arbeiten erneut ein Verbund in der Primarstufe an der Implementierung einer systematischen Leseförderung und ein weiterer Verbund in der Sekundarstufe I an der Implementierung eines sprachsensiblen Fachunterrichts.
Vorhaben „Sprachsensibler Mathematikunterricht in der Sekundarstufe I“ im Rahmen von BiSS-Transfer
Zwischen 2016 und 2019 wurde im Forschungsprojekt „Sprachbildung im Mathematikunterricht“ (SiMa) in Thüringen untersucht, wie Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für einen sprachsensiblen Mathematikunterricht qualifiziert werden können. Dazu wurden Unterrichtseinheiten für einen sprachsensiblen Mathematikunterricht mit den Multiplikatorinnen und Multiplikatoren und den beteiligten Schulen erprobt und weiterentwickelt.
Mit Jahresbeginn 2022 beginnt daran anknüpfend das Forschungsvorhaben „Sprachsensibler Mathematikunterricht in der Sekundarstufe I“ (Fach-BiSS) im Rahmen der Bund-Länder-Initiative BiSS-Transfer. Auf einer breiteren Basis wird hier untersucht, wie der Transfer von Ansätzen zur sprachlichen Bildung in den Mathematikunterricht gelingen kann. Mit einer Laufzeit von 2022 bis 2024 enthält Fach-BiSS folgende Bausteine:
- Qualifizierung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für sprachsensiblen Mathematikunterricht
- Fortbildung von Teams der teilnehmenden Schulen zu Konzepten des sprachsensiblen Mathematikunterrichts
- Erprobung von sprachsensibel aufbereiteten Unterrichtsmaterialien für den Mathematikunterricht durch die beteiligten Lehrerinnen und Lehrer
- Datenerhebungen zum Effekt eines sprachsensiblen Mathematikunterrichts
Thüringen ist mit 12 Schulen an dem Forschungsvorhaben beteiligt.
Bund-Länder-Initiative „Schule macht stark“
„Schule macht stark“ ist eine Initiative von Bund und Ländern zur Unterstützung von Schulen in sozial schwierigen Lagen. Ein Forschungsverbund und 200 Schulen arbeiten in einem Zeitraum von 10 Jahren (2020- 2030) zusammen, um die Bildungschancen für Schülerinnen und Schülern zu verbessern, die sozial benachteiligt sind. Folgende Inhaltscluster werden ko-konstruktiv mit den Schulen bearbeitet:
- Unterrichtsentwicklung in den Fächern Deutsch und Mathematik,
- Professionalisierung des pädagogischen Personals,
- Schulentwicklung und Führung,
- außerunterrichtliches Lernen und Sozialraumorientierung
Ziel des Inhaltsclusters „Unterrichtsentwicklung Deutsch und Mathematik“ ist die Entwicklung von sprachlichen und mathematischen Basiskompetenzen der Schülerinnen und Schüler. Für das Fach Deutsch werden für die Primar- und Sekundarstufe fachspezifische Module angeboten, die z. B. zum Thema „Leseflüssigkeit“ Diagnose- und Fördermöglichkeiten enthalten.